Nutzen für München und die Metropolregion
Verstärkung für München
Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat es gezeigt, die Zukunft wird es bestätigen: München wächst weiter. Die 2. Stammstrecke wird dringend benötigt, denn nur mit ihr kann die Entwicklung des öffentlichen Personen Nahverkehrs mit der Entwicklung der Metropolregion Schritt halten.
Durch den Bau des 2. Stammstreckentunnels wird das Nadelöhr des Münchner S-Bahn-Systems beseitigt: Zusätzliche Gleise entlasten die bestehende Stammstrecke und schaffen Platz für ein schnelles Express-S-Bahn-System. Damit sind zum Beispiel Fahrziele in der Innenstadt schneller erreichbar. Langfristig ermöglicht die 2. Stammstrecke auch Direktverbindungen aus der Region in das Zentrum von München. Zudem ist sie eine wesentliche Voraussetzung für eine schnellere Anbindung des Flughafens.
Höhere Kapazität und Ausweichmöglichkeit im Störfall
Schneller ans Ziel, mehr Züge pro Stunde
Die 2. Stammstrecke erhöht die Gleiskapazität für S-Bahnen zwischen Laim und Leuchtenbergring von derzeit zwei auf vier Gleise. Dadurch sind Taktverdichtungen auf den Linien möglich. So kann zum Beispiel auf bestimmten Linien, die bisher alle 20 Minuten fahren, ein 15-Minuten-Grundtakt eingeführt werden.
Zusätzlich können sogenannte Express-S-Bahnen eingesetzt werden, die nicht an allen Stationen halten und damit schneller als die Grundtakt-S-Bahnen Ziele in der Innenstadt erreichen. Das Umsteigen zwischen den Grundtakt-S-Bahnen und den Express-S-Bahnen ist zum Beispiel an den Bahnhöfen in Laim und Leuchtenbergring bequem am selben Bahnsteig möglich.
Im Startkonzept für den Betrieb der 2. Stammstrecke ist vorgesehen, dass insgesamt rund 1.200 Zugfahrten über beide Stammstrecken geführt werden. Zum Vergleich: Im Fahrplan 2011 fuhren über die bestehende Stammstrecke werktäglich rund 950 Züge. Bei entsprechend weiter steigender Verkehrsnachfrage könnten sogar bis zu 2.000 Züge täglich über die beiden Stammstrecken rollen.
Entspannung bei laufendem Betrieb
Neben den Angebotsverbesserungen wird die zusätzliche Gleiskapazität vor allem zu einer Entspannung im laufenden Betrieb führen. Störungen auf einzelnen Linien wirken sich weniger stark auf das Gesamtnetz aus, weil größere Zugabstände auf den einzelnen Gleisen mehr Puffer bedeuten. Wenn S-Bahnen aufgrund von Störungen auf den Außenästen zum Beispiel verspätet die Stammstrecke erreichen, verursachen sie dort aufgrund größerer Zugabstände weniger Behinderungen.
Weil die beiden Stammstrecken getrennt voneinander verlaufen und zudem die beiden Gleise im neuen Tunnel in separaten Röhren geführt werden, stehen bei den meisten Störungsfällen noch Gleise zum Erreichen der Innenstadt zur Verfügung. Ein Umstieg auf andere Verkehrsmittel ist in den meisten Fällen nicht mehr notwendig. Die eine Stammstrecke übernimmt eine Ausweichfunktion für die jeweils andere.
Von der höheren Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit mit der 2. Stammstrecke profitiert das gesamte Münchner S-Bahn-Netz.
Verkürzung der Fahrzeiten
Die Realisierung der 2. Stammstrecke ermöglicht im ausgedehnten Münchner S-Bahnsystem erstmals die Einrichtung von Expresslinien. Damit verkürzt sich die Reisezeit deutlich. Die Akzeptanz des öffentlicher Personennahverkehr wird erhöht und der motorisierte Individualverkehr kann reduziert werden. Die S-Bahn wird damit gerade für die zunehmende Anzahl von Pendlern aus dem Münchner Umland attraktiver.
Die Züge der Express-S-Bahn starten im 30-Minuten-Takt an den äußeren Endpunkten und bedienen bis zu den sogenannten Mittelzentren sämtliche Zwischenstationen. Am Mittelzentrum bestehen Anschlüsse zur S-Bahn im 15-Minuten-Takt. Die weitere Fahrt der Express-S-Bahnen bis zu den Umsteigestationen in der Innenstadt erfolgt nonstop. Zusätzlich verkehren alle 30 Minuten S-Bahnen auf der Gesamtstrecke mit Halt an allen Stationen.
Entlastung der Innenstadt
Im Hinblick auf Klimaschutz, Schadstoffentlastung und Nachhaltigkeit muss es das Ziel aller sein, den Anteil des Autoverkehrs zu verringern: weniger Autofahrer, mehr Fahrgäste im öffentlicher Personennahverkehr (sogenannter „Modal Split“).
Gutachter erwarten, dass schon das Startkonzept nach Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke dazu führt, dass jährlich rund 300 Millionen Kilometer weniger mit dem Pkw gefahren werden. Hieraus resultieren Einsparungen von rund 64.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr. Auch die Emissionen weiterer Schadstoffe wie Stickoxide, Schwefeloxide und Feinstaub verringern sich deutlich. Dies gelingt jedoch nur mit einem leistungsfähigen S-Bahnnetz mit der 2. Stammstrecke als Basis.
Verkehrserhebungen haben gezeigt, dass die Stationen Hauptbahnhof, Marienplatz und Ostbahnhof die wichtigsten Stationen auf der vorhandenen Stammstrecke sind. Genau an diesen Ballungspunkten sind unterirdische Stationen an der 2. Stammstrecke vorgesehen. Hier ist selbstverständlich auch der Übergang zu U-Bahn, Tram und Bussen sowie zu den Zügen des Regional- und Fernverkehrs möglich.
Mit der 2. Stammstrecke erreichen die Fahrgäste die Münchner Innenstadt schnell und direkt ohne Umsteigen. Das Münchner Straßennetz, insbesondere die Innenstadt und die zentrumsnahen Stadtquartiere, werden so vom Autoverkehr entlastet. Das schafft neue Freiräume für Leben im öffentlichen Raum und bedeutet mehr Lebensqualität, ohne auf Mobilität verzichten zu müssen.
Entwicklungsperspektiven für die Region
Die Bayerische Staatsregierung sieht gemeinsam mit dem Bayerischen Landtag ein umfassendes Entwicklungsprogramm für den Bahnausbau in der Region München vor. Es ermöglicht in verkehrlich sinnvollen Schritten eine zukunftsfähige Ausgestaltung des gesamten Schienenpersonennahverkehrs. Der S-Bahn-Entwicklung kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.
Die 2. Stammstrecke kann prinzipiell auch von Zügen aus der Region befahren werden, die technisch mit den S-Bahnen vergleichbar sind. Solche Züge könnten über die neue Stammstrecke direkt in die Innenstadt fahren. Von den umsteigefreien Verbindungen und schnelleren Fahrzeiten würden dann auch Fahrgäste der Metropolregion München profitieren.
Auch für eine schnellere Anbindung des Flughafens kann die 2. Stammstrecke genutzt werden. Der Freistaat hat in einem Gutachten mehrere Varianten untersuchen lassen, um aus dem Westen und Süden von München schneller zum Flughafen zu kommen. Die Fahrt von Zügen über die Stammstrecke und den „Ostkorridor“ (Strecke der S8) zum Flughafen hatte dabei das günstigste Nutzen-Kosten-Verhältnis. Über den dazu notwendigen viergleisigen Ausbau zwischen Daglfing und Johanneskirchen laufen bereits entsprechende Untersuchungen.
Mit dem Bau der 2. Stammstrecke wird somit der gesamte Bahnknoten München gestärkt.